11 June 2018 – Article

​Pedro Lenz und Raphael Urweider im Werkstatt-Gespräch

Der Autor Pedro Lenz (rechts) mit seinem Übersetzer Raphael Urweider. Das Gespräch in der Villa Grunholzer moderierte Monica Mutti vom Übersetzerhaus Looren.

Raphael Urweider hat den Mundart-Roman Di schöni Fanny von Pedro Lenz ins Hochdeutsche übersetzt. Am 17. Mai unterhielten sich die beiden in der ausverkauften Villa Grunholzer in Uster über ihre Zusammenarbeit. Sie boten an diesem Abend einen interessanten und humorvollen Einblick in den literarischen Schreib- und Übersetzungsprozess. 

Pedro Lenz zählt zu den bekannten und preisgekrönten Schweizer Mundart-Autoren. Spätestens seit der Verfilmung seines Romans Der Goalie bin ig ist er vielen ein Begriff. Auch der Schweizer Musiker und Lyriker Raphael Urweider ist kein unbeschriebenes Blatt in der Literaturszene – im Mai 2018 erhielt er den Berner Literaturpreis. Urweider übersetzte schon den Goalie ins Hochdeutsche und nun also auch Di schöni Fanny. Der Roman erzählt von drei Freunden, die in der Oltener Kunstszene zuhause sind. Sie unterhalten sich bei ihren Kneipenbesuchen gern bei Musik und einem guten Glas Wein über Gott und die Welt. Als eines Tages die geheimnisvolle Fanny in das Leben der drei tritt, wird die Freundschaft auf eine harte Probe gestellt.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung las Pedro Lenz aus dem ersten Kapitel der schönen Fanny in seinem typischen Berner Dialekt, Raphael Urweider folgte mit seiner hochdeutschen Fassung. Auf die Frage, was denn bei der Übersetzung wichtig sei, antwortete Urweider ohne zu zögern: «Der Text muss nach Pedro Lenz klingen.» Um das zu erreichen, lässt er sich auch mal den übersetzten Text von Pedro vorlesen, bis der «Sound» stimmt. 

Als Übersetzer muss man laufend Entscheidungen treffen. Diese sind bei einer Übersetzung vom Schweizerdeutschen ins Hochdeutsche gar nicht immer einfach. Denn anders als im Englischen oder Französischen gibt es im Schweizerdeutschen kaum Slang-Wörterbücher. Also kreiert Urweider für seine Übersetzung auch mal neue Wörter. So wurde der «Lügisiech» nicht etwa ein Lügner, sondern ein «Unwahrheitler». Das Wichtigste aber ist, den mündlichen Erzählrhythmus wiederzugeben, der so typisch ist für Lenz’ Romane.

Pedro Lenz (links) und sein Übersetzer Raphael Urweider in der Villa Grunholzer in Uster.

Text: Monica Mutti, Übersetzerhaus Looren
Fotos: D. Kündig

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